Die Gletscher schmelzen rasant
Neue ESA-Studie mit FAU-Beteiligung zeigt dramatische Entwicklung
Die Gletscher in den Hochgebirgen der Welt sind wichtige Süßwasserspeicher damit Ressourcen für Trinkwasser, Bewässerung und Wasserkraft. Doch infolge des Klimawandels schmelzen sie dramatisch ab und lassen den Meeresspiegel immer schneller ansteigen. Das belegt eine neue internationale Großstudie, an der auch ein Forscher des Instituts für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) beteiligt waren und die jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature* veröffentlicht wurde.
Die Studie zeigt, dass Gletscher seit dem Jahr 2000 durchschnittlich 273 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr verloren, mit einem alarmierenden Anstieg in den letzten zehn Jahren. Über den gesamten Zeitraum gingen mehr als 6.500 Milliarden Tonnen Gletschereis verloren. Dies entspricht einem globalen Meeresspiegelanstieg von 18 Millimetern in den letzten zwei Jahrzehnten. Allerdings gibt es deutliche regionale Unterschiede in der Veränderung vergletscherter Flächen: So beträgt der Verlust an Eismasse in den europäischen Alpen im Vergleich zum Jahr 2000 etwa 39 %, während Gletscher auf den antarktischen Inseln nur 2 % ihrer ursprünglichen Masse verloren haben. Insgesamt ist das weltweite Abschmelzen vergletscherter Gebiete heute jedoch der zweitgrößte Verursacher des globalen Meeresspiegelanstiegs, übertroffen nur von der Erwärmung der Ozeane.
Ein internationales Großprojekt
Für die Studie „Glacier Mass Balance Intercomparison Exercise“ (kurz Glambie) der Europäischen Weltraumorganisation ESA haben 35 Teams bestehend aus rund 450 Wissenschaftler/-innen aus aller Welt Beobachtungen der Gletscherschmelze aus Feldmessungen und verschiedenen Satellitenmissionen zu Zeitreihen der weltweiten Eismassenänderungen von 2000 bis 2023 kombiniert. Da die Untersuchungen mit unterschiedlichen Messmethoden durchgeführt wurden, bietet die neue Glambie-Studie nicht nur eine detailliertere Ableitung globaler und regionaler Gletscherentwicklung in den letzten zwei Jahrzehnten, sondern ermöglicht auch den direkten Vergleich verschiedener Forschungsansätze. Prof. Dr. Matthias Braun, Dr. Thorsten Seehaus und Dr. Christian Sommer vom Institut für Geographie steuerten Daten und Analysen zu Höhenänderungen von Gletschern bei, die auf Messungen der deutschen Satellitenmission TanDEM-X in den Anden, den europäischen Alpen und der Arktis basieren.
*The GlaMBIE Team (2025): Community estimate of global glacier mass changes from 2000 to 2023. Nature. https://doi.org/10.1038/s41586-024-08545-z