Emmy-Noether-Förderung für Dr. Thorsten Seehaus
In den tropischen Anden schrumpfen die Gletscher, was zu Wasserknappheit und einem erhöhten Risiko für Gletscherseenausbrüche führen kann. Um die vergangene, aktuelle und zukünftige Entwicklung der Gletscher in den tropischen Anden besser zu verstehen und vorhersagen zu können, erhielt Thorsten Seehaus eine Emmy-Noether-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Der Rückgang der tropischen Gletscher beeinträchtigt lokale Ökosysteme und die Wasserverfügbarkeit in den stromabwärts liegenden Gebieten. Des Weiteren führt der Rückgang der Gletscher zur vermehrten Bildung von Gletscherseen, bei denen es durch herabstürzendes Eis oder Felsbrocken zum Überlaufen oder Brechen des Damms kommen kann, und in der Vergangenheit schon zu katastrophalen Verwüstungen mit vielen Todesopfern geführt hat.
Aktuelle Prognosen über die Entwicklung der Gletscher, Seen und Wasserverfügbarkeit unterliegen sehr starken Einschränkungen. Durch die Langzeit-Untersuchung der Gletscher in den tropischen Anden werden, neben einer verbesserten Erkenntnis der vergangenen und aktuellen Entwicklung, Referenzdaten für verbesserte Projektionen gewonnen. Hierzu werden historische Luft- und Satellitenbilder bis zurück in die 1940er Jahre zusammen mit aktuellen Fernerkundungsdaten analysiert. Des Weiteren wird die Eisdicke mittels hubschrauber- und bodenbasiertem Radar an einigen Test-Gletschern gemessen, um Referenzdaten für die regionale Rekonstruktion der Eisdickenverteilung zu erhalten. Zusammen mit verschiedenen meteorologischen Messdaten und klimatischen Entwicklungsszenarien sind schließlich verlässlichere Projektionen der Gletscher, Seen und Wasserverfügbarkeit möglich. Die aus dem Projekt resultierenden Daten bieten eine wichtige Grundlage für lokale Wassermanagementplanungen und Naturgefahrenabschätzungen.
Für sein Projekt erhielt Seehaus eine 1,7 Millionen Euro Förderung, die in Personal und Expeditionen in die Anden fließt. Das Emmy-Noether-Programm ermöglicht es qualifizierten Wissenschaftlern, eine eigene Forschergruppe zu leiten und sich innerhalb von sechs Jahren für eine Hochschulprofessur zu qualifizieren.