ERLANGEN – Workshop und Vortrag: Was tun, wenn es immer heißer wird?
Was tun, wenn es immer heißer wird? Unsere Region ändert sich. Wir sind aktiv dabei.
Rückblick zur Kooperationsveranstaltung von FAU Erlangen-Nürnberg, Bildungsbüro Landkreis Bamberg und VHS Bamberg-Land am 22.4.2023
- Keynote-Speaker: Andreas Huber
- Moderation: Anna Stadlmeier und Sarah Jelinski
„Was tun wenn es immer heißer wird?“ – im Institutskolloquium am 22.4.23 machte Andreas Huber vom Clube of Rome in seinem Vortrag deutlich: Auch wenn die Folgen des Klimawandels in Zukunft verstärkt zu spüren sein werden, können wir neben konsequentem Klimaschutz schon heute etwas für Klimaresilienz tun, und zwar vor allem gemeinsam!
In zwei Workshops wurden die Teilnehmenden in Bamberg und Erlangen deshalb in Kleingruppen aktiv. Nachdem wir uns zunächst nochmals bewusst gemacht hatten, was wir auch 2050 in unserer Region noch dringend brauchen, konnten wir mit Unterstützung von @systainchange kreative Lösungen innerhalb verschiedener gesellschaftlicher Systeme bzw. Handlungsfelder entwickeln.
Hier zeigen wir euch eine kleine Auswahl der dabei erarbeiteten Ergebnisse aus den Workshops in Erlangen:
Verkehr
Im System Verkehr wurden u.a. die Lärmbelastung, fehlenden Radschnellwegverbindungen, die Dominanz des motorisierten Individualverkehrs (MIV) sowie ein Gefälle des ÖPNV zwischen urbanen und peripheren Regionen als aktuelle Probleme herausgearbeitet. Für die Zukunft nannte die Gruppe den Wunsch nach Preissenkungen beim ÖPNV und Radfahren, sowie höhere Investitionen in die ÖPNV- und Radinfrastruktur. Wichtige Handlungsansätze im Bereich Verkehr könnten dabei eine Änderung des MIV durch beispielsweise Geschwindigkeitsbegrenzungen sowie Effizienzsteigerungen im ÖPNV darstellen. Als innovativen Lösungsansatz überlegte sich die Gruppe ein kapillares Rückkopplungssystem für Straßen, das durch die Kombination von Flüsterbelag und ein kapillares Zisternensystem gleichzeitig entsiegeln und bewässern kann.
Kunst und Kultur
Die Gruppe, die sich mit dem System Kunst und Kultur befasste, stellte bezüglich der aktuellen Situation fest, dass derzeit starke regionale und lokale Unterschiede beim Zugang zu kulturellen Angeboten herrschen. Gerade durch den Klimawandel würden diese Ungleichheiten noch weiter verstärkt. Als Wünsche für das Jahr 2050 wurde deshalb der Erhalt bzw. die Verbesserung der kulturellen Vielfalt sowie die Schaffung sozialer Gerechtigkeit geäußert. Besonders durch öffentlichen Druck und soziales Engagement sowie durch eine verstärkte Bürgerbeteiligung könnten Veränderungen im öffentlichen Raum angestoßen werden. Einen möglichen Handlungsansatz erdachte die Gruppe mit der Projektidee „Müllkultur mit gutem Gewissen“, bei dem Gutscheine für den Besuch von öffentlich finanzierten Angeboten in der Kunst- und Kulturszene für gesammelten eingereichten Müll eingetauscht werden können.
Gesundheitswesen
Das deutsche Gesundheitssystem wurde als aktuell eines der besten Systeme im internationalen Vergleich beschrieben. Dennoch minimieren einige Probleme die Zufriedenheit, darunter der Ärzte- und Fachkräftemangel, die starke Gewinnorientierung des Gesundheitssystems wie auch die erheblichen regionalen Unterschiede im medizinischen Angebot. Als unverzichtbar wurden u.a. Ärzte und gute Pflege für alle, rehabilitative Maßnahmen sowie ein gut ausgebautes Notfallnetz herausgearbeitet. Der entwickelte Prototyp „Ein Gartenprojekt für Kinder Krankenhäuser“ verbindet die Themen Natur und Gesundheit. Durch den Aufenthalt auf Ackerflächen und Blumenwiesen im Garten wird auf spielerische Art und Weise sowohl der Genesungsprozess als auch das Bewusstsein für Natur bei Kindern gefördert.
Ernährung
Ungesunde Ernährung, Massentierhaltung und billiges Fleisch sowie mangelnde verbindliche globale Regulation wurden im Hinblick auf die aktuelle Situation im System Ernährung herausgearbeitet. Besonders die Diversität von Obst und Gemüse, sowie faire Preise und Tierwohl wurden deshalb als Wünsche für das Jahr 2050 genannt. Ein möglicher Handlungsansatz, der dem entgegenwirkt, könnte auf politischer Seite die stärkere Regulierung von Lebensmitteln, beispielsweise durch Siegel oder Anreize für gesunde Ernährung, darstellen. Auf individueller- bzw. Organisationsebene könnten zunehmend regionale Produkte sowie Fleischalternativen angeboten und gekauft werden. Auch Urban Gardening bietet eine Möglichkeit zum eigenen Handeln, die im Prototypen der Gruppe zum Ausdruck kam: Durch Sets für Beete am Fensterbrett, in denen bienenfreundliche Blumen und eigenes Gemüse gebaut werden, soll mehr Bewusstsein für gesunde Ernährung und (regionalen) Gemüseanbau geschaffen werden.
Sport
Im System Sport wurde herausgearbeitet, dass insbesondere naturnahe Umgebungen einen sportlicher Freizeitraum bilden, der durch den Klimawandel von Veränderungen betroffen ist. So sind die Sommer oft zu heiß, um draußen Sport zu treiben, im Winter hingegen ist es nicht kalt genug für den Schneesport. Damit einher gingen auch die Wünsche für 2050: Sport machen im Freien, ein lebendiger Naturraum sowie schneesichere Gebiete wurden als unverzichtbare Elemente genannt. Um sich den geänderten Bedingungen anzupassen, könnten das Sport machen zu anderen Tageszeiten oder der Wechsel von Sportarten individuelle Handlungsoptionen bieten. Als Prototyp wurde von der Gruppe ein Sportangebot für Rentner*innen entwickelt: Aufgrund der eingeschränkten Nutzung der Umwelt durch die Hitzebelastung können im Sommer Treppenhaus-Workouts in kühlen öffentlichen Gebäuden, beispielsweise Parkhäusern oder Tiefgaragen, eine Lösung darstellen.