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Pflanzenliste
Zucht von Alpakas
Die Zucht von Lamas bzw. Alpakas ist die wichtigste Einkommensquelle in den höheren Lagen der Region Apolobamba.
Dieser kurze Film zeigt eine Gruppe Alpakas bei Katantika, aufgenommen im August 2015.
Regie: Jonas Preinl © 2015
Terrassenfeldbau
Auf den künstlich angelegten Terrassen wurden von den indigenen Völkern schon immer Knollenfrüchte angebaut. Dazu zählen Kartoffeln, die Sauerkleeart Oca und Olluco, häufig auch Papa lisa genannt. Seit der Kolonialzeit wird vor allem auf den trockeneren Hängen außerdem auch Gerste kultiviert. Die Bewirtschaftung ist streng nach einem Sieben-Felder-System geregelt. Ebenso wie in der unteren Anbaustufe, besitzt jede Familie in jedem der sieben Felder eine Parzelle. Die anfallenden Arbeiten erledigt man in Form von gegenseitiger Nachbarschaftshilfe.
Die Fruchtfolge in diesen sieben Feldern besteht aus Kartoffeln, Olluco, Oca und Gerste und zieht eine Brachezeit von drei bis vier Jahren nach sich, je nachdem ob Olluco angebaut wird oder nicht. Während der Brache dienen die Felder als Weidefläche für das Vieh. Ein allgemeiner Grundsatz besagt: Je steiler das Gelände, desto kleiner die Terrassen. Der Vorteil der Terrassen besteht nicht nur im Vorbeugen der Bodenerosion, sondern sie ermöglichen auch die optimale Nutzung des Regenwassers, das ohne die Terrassenmauern, die die Terrassen befestigen, ungehindert abfließen würde.
Die Heilpflanze K’oa (Aymara) / Muña (Quechua)
Die thymianähnliche Pflanze ist besonders im Altiplano Boliviens zu finden. Sie gehört zu der Familie der Lippenblütler und wird auch als Andenminze oder „Parfum von Pachamama“ bezeichnet. Sie kann bis zu einem Meter hoch wachsen. Als medizinisches Heilmittel dient sie vor allem gegen Beschwerden des Verdauungstrakts und bei leichten Infektionen. Auch den Symptomen der Höhenkrankheit kann K’oa bzw. Muña auf natürlichem Weg entgegenwirken.
Grundsätzlich stärkt ihr Wirkstoff das menschliche Immunsystem. Neben dem Geruch der Pflanze, wirkt ihr Gewürz auch besonders wohltuend in Form eines Tees. Die Bauern beispielsweise verwenden sie für die Lagerung ihrer Kartoffeln als Schutzfunktion gegen Schädlinge. Im August, dem Monat der Pachamama, wird die Pflanze besonders intensiv in verschiedenen Ritualen genutzt.
Kallawaya-Museum Chari
Die kleine Ortschaft Chari besitzt neben einer Unterkunft ebenso ein Museum, in dem u. a. Kunsthandwerk und Heilkräuter der Kallawaya-Kultur präsentiert werden. Das Museum ist Teil desselben Gebäudekomplexes. Die Ausstellungsstücke sind vorwiegend Nutzgegenstände, die in traditioneller Webkunst gefertigt werden.
Im Folgenden sind diese mit ihren traditionellen Bezeichnungen aufgelistet:
- Stirnband für Frauen = Vincha
- Tasche für Dokumente = Kapachu
- Umhang für Männer = Poncho
- Schultertuch für Frauen = Llijlla
- Tasche für Koka für Männer = Ch’uspa
Webkunst
Verwendet wird die Wolle von Alpakas, Lamas und Schafen. Heutzutage kommen auch immer mehr künstliche Fasern zum Einsatz. Die Rohmaterialien werden durch Verwandtschaftsbeziehungen beschafft, beispielsweise muss die Alpakawolle von Verwandten aus höher gelegenen Dorfgemeinschaften geliefert werden. Früher herrschte eine große Vielfalt an verschiedenen Färbestoffen, man verwendete Pflanzen und mineralische Substanzen für die Färbung. Heute wird die Anilinfärbung angewendet. Für einen roten Farbton wird beispielsweise cochinella als Färbestoff verwendet, das von kleinen Insekten gewonnen wird und unempfindlich gegen Sonneneinstrahlung ist. Dadurch können verschiedene Rottöne erzeugt werden. Für Blau wird Indigo verarbeitet, der nur zu hohen Preisen zu kaufen ist.
In den andinen Ländern werden klassische Textilien auf einfachen Webgeräten hergestellt, u.a. horizontale Webrahmen, bei denen der Stoff durch vier in den Boden verankerten Holzpfählen aufgespannt wird. Je größer die gewebten Stücke sind, desto breiter ist die Webvorrichtung. Die angewandten Techniken sind dabei sehr komplex. Durch den traditionellen einfachen Webstuhl entsteht auch die rechteckige Form. Die Kallawaya verfügen über ein großes Wissen in der traditionellen Medizin und haben ihre Traditionen über Generationen beibehalten. Entsprechend finden sich auf den traditionellen Webarbeiten detaillierte Darstellungen der regionalen Flora und Fauna.
Die Sprachen Quechua und Aymara
Quechua gilt als zweite Landessprache in Bolivien und als indianischer Dialekt, der in Südamerika am weitesten verbreitet ist. Die Inkas haben Quechua gesprochen und der indigenen Bevölkerung im Hochland vermittelt. Die Kallawayas rund um Charazani sprechen ebenfalls Quechua. Aymara ist hingegen vor allem im Altiplano, dem andinen Hochland, vertreten. Es gilt neben Quechua und Guaraní auch als eines der drei am weitesten verbreiteten Sprachen in Südamerika. Jedoch ist Bolivien das Land, in dem es am meisten gesprochen wird. Der berühmteste Aymara ist Evo Morales, der bolivianische Staatspräsident seit 2006. Quechua und Aymara haben einen großen gemeinsamen Wortschatz. Die Karte rechts zeigt die Vielfalt der Sprachgruppen in Bolivien (gefunden bei www.liportal.de).
Tauschhandel/ Trueque
Mit etwas Glück kann man auf einer Trekkingtour einer Lama- oder Eselskarawane begegnen. Diese Karawanen sind für den Transport von Waren für den Tauschhandel auf den lokalen Märkten verantwortlich. Da in den hoch gelegenen Teilen der Apolobamba-Region kein Ackerbau mehr betrieben werden kann, benötigen die dort lebenden Menschen, welche allein von der Alpaka- bzw. Lamazucht leben, Gemüse und Obst, wie z.B. Mais, Karotten, Orangen und Kartoffeln, um die Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Die Bauern aus den Tälern benötigen hingegen das Fleisch und die Wolle der Lamas und Alpakas. Um den Tauschhandel auf den Märkten bewerkstelligen zu können, erfolgt der Warentransport mit den Karawanen. Das Bild rechts zeigt den Wochenmarkt in Charazani, der jeden Sonntag stattfindet.
Konservierung von Knollenfrüchten
Die kulturhistorische Einmaligkeit der Konservierung von Knollenfrüchten gilt als besonderes agrartechnisches Phänomen in der Anbaustufe von ca. 3.900 m bis 4.200 m und ist lediglich auf die randtropischen Höhen Südperus und Boliviens beschränkt. Die Bitterkartoffeln, die in dieser Höhenstufe angebaut werden, dienen dem Zweck der Konservierung.
Die Produktion von Chuño beginnt ab einer Höhe von ca. 3.900 m, da man hier von durchschnittlich mehr als 90 Frosttagen pro Jahr ausgehen kann. Es gibt zwei Formen von Chuño, wobei der Unterschied in der Herstellung liegt. Für das schwarze Chuño werden die Bitterkartoffeln von den Kallawaya über mehrere Nächte hinweg auf einer ebenen, möglichst wenig bewachsenen Fläche ausgebreitet. So sind die Knollen nachts dem Frost und tagsüber der intensiven Sonnenstrahlung ausgesetzt. Durch das sich abwechselnde Auftauen am Tag und das Gefrieren bei Nacht wird den Bitterkartoffeln der Zellsaft entzogen und sie somit getrocknet. Dieser Vorgang wird beschleunigt, indem die Kallawaya mit den nackten Füßen darauf herumtreten. Die schwarze Färbung entsteht durch die starke Sonneneinstrahlung. Dadurch wird außerdem der Geschmack deutlich beeinträchtigt.
Für das weiße Chuño, das auch Tunta genannt wird, werden die Bitterkartoffeln in der Nacht auch dem Frost ausgesetzt, allerdings werden sie tagsüber gewässert und sind somit vor dem Sonnenlicht geschützt. Aufgrund dessen behalten die Knollen ihre weiße Farbe und sind geschmacklich hochwertiger. Neben den Bitterkartoffeln wird auch Oca konserviert. Das Produkt das dabei entsteht, bezeichnet man als Caya. Jedes Kallawaya-Dorf besitzt Beckenanlagen, in denen die Herstellung von Caya in einem mehrwöchigen Wässerungsverfahren von statten geht. Es wird normalerweise vor dem Trocknen nicht den nächtlichen Frösten ausgesetzt.
Durch die Haltbarmachung verlieren die Knollenfrüchte stark an Gewicht. Somit ermöglichen sie nicht nur die Vorratswirtschaft um mögliche Trockenzeiten zu überbrücken, sondern sie begünstigen auch die Mobilität der Menschen, da die leichten getrockneten Knollen auf Reisen als Nahrung dienen.
Dreschwannen
Auf dem Weg von Charazani nach Niñocorin fallen immer wieder steinerne Wannen auf. Dies sind sogenannte Dreschwannen, die von der Bevölkerung genutzt wurden um das Getreide nach der Ernte zu dreschen. Dabei wurde folgendermaßen vorgegangen: Zunächst wurden die Wannen mit dem Getreide befüllt und im Anschluss wurde, je nach Größe der Wanne, ein oder mehrere Pferde hineingestellt. Durch das Trampeln der Tiere wurden dann die Getreidekörner von den Pflanzenteilen befreit. Danach konnten diese abgesammelt werden, sodass nur noch die Körner in der Wanne zurückblieben und abgefüllt werden konnten.
Aguas Termales de Charazani
Die Aguas Termales in Charazani sind gleichermaßen bei der Bevölkerung und bei Besuchern bekannt für ihre medizinische, heilende und wohltuende Wirkung. Das „Schwimmbad“ wurde 2003 erbaut und befindet sich außerhalb von Charazani. Es ist vom Dorf aus innerhalb von 20 Minuten über einen Schotterweg und einige Treppenstufen gut zu erreichen. Sowohl Junge und Alte als auch Einheimische und Fremde treffen sich hier, um im 37°C warmen Wasser zu entspannen. Es ist sehr wertvoll für die touristische Entwicklung in Charazani, der Hauptstadt der medizinischen Heilkunst der Kallawaya. Die Therme ist täglich von 7:00 bis 21:00 Uhr geöffnet.
Eukalyptus
Eukalyptus benötigt relativ wenig Wasser und wächst schnell. Als Nutzholz ist es deshalb besonders wertvoll. Die Pflanze siedelte von Australien über nach ganz Lateinamerika, auch in die Trockengebiete Boliviens. Nachteil ist, dass durch seine ätherischen Öle keine weiteren Pflanzen um den Eukalyptus wachsen und der Boden für Folgepflanzungen nicht geeignet ist.
Literatur
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- Mahnke, L. (1982): Zur indianischen Landwirtschaft im Gebiet der Kallawayas (Bolivien). Erdkunde 1982 (36): 247-254.
- Plan de Desarrollo Municipal de Charazani (2004)
- World Culture Encyclopedia (2015 a): Quechua. URL: http://www.everyculture.com/South-America/Quechua.html (03.11.15).
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